Erinnerungen eines Siedlungskindes

Irmgard Lange ist Ehrenmitglied in unserem Verein. In diesem Beitrag erinnert sie sich an die Anfänge unserer Siedlung zurück. Wenn auch Sie Erinnerungen, Geschichten oder Fotos unserer Siedlung haben, die Sie mit dem Verein teilen möchten, so melden Sie sich gerne beim Vorstand.

„Mit 10 Jahren zog ich mit meinen Eltern und meiner jüngeren Schwester in das Siedlungshaus ein. Unsere Grundstücke waren mit 50cm hohen Holzpfählen und Spanndraht abgegrenzt. Das Gartenland war mit meterhohen Diesteln, Brenneseln und Quecken bewachsen. Mein Vater, der von einem Bauernhof stammt, hat als erstes die Sense geschwungen und auch den Nachbarn geholfen. Mit der Übernahme der Siedlerstelle erhielt jeder junge Obstbäume.

Wir wohnten alle 2 Jahre auf Probe. Alle, deren Grundstücke an den Kappgraben grenzten, wurden schriftlich verpflichtet, das Land bis zur Grabenböschung sauber zu halten. Als der Krieg ausbrach, wurde es zumeist als Ackerland genutzt. Wir hielten Kaninchen und Hühner, manche auch Ziegen und Schafe. Wir gehörten dem Siedlerverein „Deutscher Siedlerbund“ an.

Ich erinnere mich noch, dass unsere Siedlung und auch der Nerthusweg am Eingang mit einer Schranke versehen war, die Nachts geschlossen wurde. Warum weiß ich nicht. Die Straße war mit Schlacke aufgeschüttet. Für uns Kinder, die wir uns zum Spiel auf der Straße trafen, sorgte das für aufgeschlagene Knie. Im Krieg wurde auf unserem Platz ein Splittergraben gebaut, zum Schutz vor Fliegerangriffen.

Von unserem Verein wurden auch Feste gefeiert im Saal in Blankenburg. Siedlerfeste gab es auch im Sommer in der Arbeitslosensiedlung auf dem Verbindungsweg zwischen Haduweg und Swantewitstraße. Dort habe ich mit den Kindern Tänze für die Eltern und Großeltern aufgeführt. Ewald Fritze hat uns mit Musik begleitet.

Nach dem Krieg wurde in unserer Siedlung der Pariser gebaut und dort Sommerfeste gefeiert. Eine Schießbude und Kettenkarussell waren aufgebaut, eine Blaskapelle spielte zum Tanz. Holztische und Bänke luden zum Sitzen ein. Es gab Bier und Bockwurst. Der Strom wurde von Haus 8 genommen. Mit einigen Helfern habe ich Kinderspiele durchgeführt. Büchsen werfen usw. Eine Tombola mit gespendeten Geschenken gab es auch. Mit der Blaskapelle gab es einen Festumzug durch die Siedlung. Voran der Vorstand. Vorbei an den geschmückten Eingangspforten der Siedler. Abends gab es noch mal einen Umzu mit Laternen, voran Ewald Fritze mit seiner Ziehharmonika.

Ich glaube, nach dem Krieg wurden wir Mitglied des Siedler- und Kleingartenverbundes. Das Spatenheim wurde gebaut und die Sommerfeste fanden dort statt. Für den Zusammenhalt der Siedlergemeinschaft sorgten auch die vom Vorstand organisierten Wochenendfahrten mit Herrn Jauer und Hanne Felke.“